Seit 2001 ist der Begriff „Burka“ auch außerhalb der islamischen Welten vielen Menschen ein Begriff. Vorher jedoch spielte er etwa in Deutschland praktisch keine Rolle, abgesehen vielleicht von Reportagen über Reisen in arabische Länder – und wenn er vorkam, dann nicht im Zusammenhang mit dem meist blauen Ganzkörperschleier afghanischer Frauen.
Tatsächlich heißt dieses hierzulande seit 2001 oft „Burka“ genannte Gewand gar nicht Burka, sondern Tschaderi, was so viel wie „Zelt“ bedeutet. Der Tschaderi ist vorislamischen Ursprungs und mehr in der paschtunischen Kultur (und im paschtunischen Sitten- und Ehrenkodex, dem Paschtunwali) als im Islam verankert. Dass er vorwiegend blau ist, hat schlicht damit zu tun, dass blaue Stoffe früher besonders teuer waren – und damit ein blauer Tschaderi ein Zeichen von Wohlstand.
Burka ist eigentlich ein arabisches Wort, burqu', das übersetzt „Schleier, Bedeckung, Verhüllung“ bedeutet. Es ist ein Oberbegriff für jegliche bedeckende, verhüllende Kleidung, die zumindest (Ober-)Körper und Haare verhüllt, manchmal auch das Gesicht. Jeder Tschaderi ist eine Burka, aber nicht jede Burka ist ein Tschaderi.
Der in Australien entstandene Burkini hat seinen Namen nicht vom afghanischen Tschaderi, sondern von dem arabischen Begriff burqu'. Es ist ein Kofferwort aus „Burka“ und „Bikini“ (für einen zweiteiligen Badeanzug). Die Erfinderin des Burkini hat einfach in einem arabischen Wörterbuch nachgeschlagen, was „Schleier“ auf Arabisch heißt, um daraus die Bezeichnung für ihren Badeanzug abzuleiten.
Kommen wir noch einmal zum Tschaderi zurück, der vermeintlichen „Burka“. Außerhalb Afghanistans, Teilen Pakistans und Bangladeschs wird er praktisch nie getragen, jedenfalls nicht von muslimischen Frauen.
Wenn Frauen hierzulande ihr Gesicht verschleiern, dann in der Regel mit einem Nikab, nicht mit einem Tschaderi.
Der Nikab fällt auch unter den Oberbegriff burqu', wird aber selten so bezeichnet.