Vor wenigen Tagen äußerte sich der Zweite-Wahl-Kanzler Merz auf eine unfassbar üble, rassistische Art, ich zitiere wörtlich (und ohne mir die Aussage anzueignen): „Aber wir haben natürlich immer im Stadtbild noch dieses Problem, und deswegen ist der Bundesinnenminister ja auch dabei, jetzt in sehr großem Umfang auch Rückführungen zu ermöglichen und durchzuführen.“

Wenn Merz mich sieht, denkt er wahrscheinlich, eine Ausländerin vor sich zu haben, die nicht hierhergehört. Ein „Problem im Stadtbild“. Eine Frau, die Dobrindt aus dem Land schaffen sollte.

Abgesehen davon, dass niemand, absolut niemand, wegen Hautfarbe oder Kleidung oder Religion hier falsch ist, egal welche Staatsangehörigkeit dieser Mensch hat:

Viele von uns sind Deutsche. Denn das hat nichts mit Hautfarbe, Beschaffenheit der Haare, Kleidung, Sprache, Religionszugehörigkeit und so weiter zu tun.

Ich bin Deutsche in vierter oder fünfter Generation, solange, wie Holstein zu Deutschland gehört (und davor waren meine Vorfahren Dänen).

Wer glaubt, er könne am Aussehen erkennen, wer hierher gehört und wer nicht, wer bleiben darf und wer gehen muss, ist Rassist. Wer meint, am Aussehen könnte erkannt werden, wer ein „Problem“ darstellt, ist gefährlich für dieses Land und kann nicht Bundeskanzler sein.

Und nein, auch eine andere Staatsangehörigkeit zu besitzen als die deutsche, stellt kein „Problem“ dar. Wer das anders sieht, ist nicht geeignet, Mitglied der Regierung zu sein. Denn die Würde der Menschen, aller Menschen, nicht nur der Deutschen, ist unantastbar. Und das muss eine Regierung garantieren.

Tatsache ist ohnehin: Dieses Land braucht Zuwanderung. Wir sind ein Land, das ohne Zuwanderung nicht überleben kann. Zuwanderung nützt diesem Land in vielfacher Hinsicht.

Und es gibt keinen Grund, Menschen abzulehnen, weil sie dunklere Haut haben oder krauses Haar. Sie abzulehnen, weil ihre Kleidung vermuten lässt, dass sie keine Christ*innen sind. Sie abzulehnen, aus welchem Grund auch immer, der nichts über ihre Qualitäten, ihre Gesetzestreue, ihre Fähigkeiten, ihre Berufstätigkeit oder was sonst von Bedeutung sein könnte, aussagt.

Nur weil jemand helle Haut und blonde Haare und blaue Augen hat, getauft ist, vielleicht in die Kirche geht, passt dieser jemand nicht besser hierher als jene, die anders sind. Die anders aussehen, sich auf andere Art kleiden, Gott auf eine andere Art verehren und anbeten.

Und es geht natürlich nicht nur um den Nutzen, den Deutschland aus der Zuwanderung zieht. Wir haben auch die Pflicht, Geflüchteten Schutz zu bieten, Asyl, eine neue Heimat.

Gerade nach eigenen Worten christliche Parteien wie CDU und CSU müssen diese Pflicht ernst nehmen, denn die Bibel fordert von den Christen, Schutzsuchende nicht abzuweisen.

„Übt Fremdenliebe“ heißt es da wörtlich übersetzt, wo deutsche Bibelausgaben oft „übt Gastfreundschaft“ schreiben. Philoxenia ist der griechische Begriff: philos für Liebe, xenos für Fremde. Fremdenfeindlichkeit steht im kompletten Gegensatz zur Bibel. Wer Fremde abweist, handelt alles andere als christlich. 

Diese Fremdenliebe müssen „Fremde“ sich nicht durch Nützlichkeit oder bürgerliches Wohlverhalten verdienen. Sie ist allein an die Würde des Menschen gebunden, der nach dem Bild Gottes geschaffen ist. Und wir alle besitzen diese Würde, Einheimische ebenso wie Fremde.

„Du sollst den Fremden, der bei dir wohnt, nicht bedrücken“, heißt es im Ersten Testament, der jüdischen Bibel. Eben weil auch er Gottes Ebenbild ist. 

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